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"Blick in die Welt"

Veranstaltung am 20. Januar 2015 im Gemeindehaus Toestrup


Thema: Amnesty International – Die Arbeit der Menschenrechtsorganisation


 - Vortragsinhalt in Kurzfassung -

Regina Spöttl aus Flensburg informierte über die Arbeit von Amnesty International und ihr spezielles Aufgabengebiet in der Menschenrechtsorganisation. Sie ist langjähriges Mitglied und als Länderkoordinatorin zuständig für Saudi-Arabien und die Golfstaaten. Als solche sammelt sie ständig Informationen aus diesen Ländern, gibt sie an lokale Amnesty-Gruppen weiter und koordiniert Kampagnen und die Einzelfallarbeit.

- Worum geht es bei dieser Organisation?
Die Menschen, die für sie arbeiten und sie unterstützen, sind angetrieben von der Vision, die Menschenrechte, wie sie 1948 erklärt wurden, für alle Menschen umzusetzen. Gegründet wurde die Organisation 1961 von dem englischen Anwalt Peter Beneson. Noch im selben Jahr entstand die deutsche Sektion unter Gerd Ruge und Carola Stern. Inzwischen arbeiten 7 Millionen Ehrenamtliche in 150 Ländern, in Deutschland 120 000 in 150 lokalen bzw. themenorientierten Gruppen. Bis heute fühlt sich Amnesty seiner Unabhängigkeit und Überparteilichkeit verpflichtet, was bedeutet, dass es sich nur aus Spenden finanziert und keine staatliche Unterstützung annimmt.

- Was sind die Schwerpunkte der Arbeit?
Zu den klassischen Themen gehören der Kampf gegen Folter, Todesstrafe, politischen Mord, gegen grausame und erniedrigende Behandlung oder Strafe, gegen Verschwindenlassen von Menschen und für faire und zügige Gerichtsverfahren und die Freilassung aller gewaltlosen politischen Gefangenen. Dazu gekommen sind in den letzten Jahren der Schutz von Migranten, Flüchtlingen und Asylsuchenden und als besonderer Bereich der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt und Unterdrückung. Relativ neu sind die Forderungen nach wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten.
Daneben sucht Amnesty das Bewusstsein für die Menschenrechte zu fördern, indem es Programme für die Menschenrechtsbildung entwickelt. Zur Verteidigung der Menschenrechte arbeitet es mit anderen nicht-staatlichen Organisationen und den Vereinten Nationen zusammen. Und schließlich betreibt die Organisation auf nationaler und internationaler Ebene Lobbyarbeit, um für die Berücksichtigung der Menschenrechte in Vereinbarungen und Konventionen zu sorgen. Zu den Erfolgen in diesem Bereich gehören die Internationale Anti-Folter-Konvention von 1987 und die UN-Resolution zu einem weltweiten Hinrichtungsstopp von 2007.

-Wie arbeitet Amnesty International?
Zentraler Punkt der Arbeit ist es, Probleme öffentlich zu machen. Dazu gehören Recherche, Aufklärung und Handeln. Die Recherche wird durch die Zentrale in London koordiniert. Jedes Jahr erscheint ein Bericht, der die Menschenrechtsverletzungen in den verschiedenen Ländern dokumentiert. In Kampagnen zu bestimmten Themen erfolgt die Aufklärung durch Mitgliederaktionen, Presse- und Lobbyarbeit. Handeln heißt, öffentlichen Druck erzeugen durch Info-Stände, Demonstrationen, Protestschreiben, Petitionen, Diskussionen, Medienarbeit und schließlich durch die sogenannten "urgent actions", Briefe an Regierungsvertreter, in denen sich viele Einzelne für die Freilassung bzw. faire Behandlung von Gefangenen einsetzen.

Im zweiten Teil ging Regina Spöttl auf zwei Beispiele aus den Ländern, für die sie bei Amnesty zuständig ist, ein. Zum einen ging es um Saudi-Arabien, einer absoluten Monarchie, in der die Menschenrechte nicht verwirklicht sind. Seit Jahren geht die Regierung gegen Menschen vor, die sich für mehr Menschenrechte und für einen liberaleren Umgang mit politischen Meinungen und Kritik einsetzen. So sitzt zum Beispiel seit vier Jahren der Blogger Raif Badawi im Gefängnis. Er hatte auf einer Internet-Seite Beiträge veröffentlicht und zu einer online-Diskussion politischer Themen aufgerufen. Dafür wurde er zu 10 Jahren Haft, 1000 Stockschlägen, 1 Million Saudischer Rial und 10 Jahren Reiseverbot verurteilt. Amnesty hat zahlreiche Aktionen für ihn gestartet. Zwar wurde er, nachdem er 50 Stockschläge erhalten hatte, nicht weiter gequält, befindet sich aber immer noch im Gefängnis.

Beim zweiten Beispiel ging es um die problematischen Arbeitsbedingungen in Katar. In dem kleinen Land am Persischen Golf, in dem 2022 die Fußballweltmeisterschaft stattfinden soll, leben 1,7 Millionen Arbeitsmigranten, davon 80 000 als Hausangestellte.
In Katar gibt es für ausländische Arbeitnehmer ein Sponsorensystem. Das bedeutet, dass ein ausländischer Arbeitnehmer einen katarischen Sponsor braucht, der seinen Pass behält und an den der dann gebunden bleibt, dessen Zustimmung für den Wechsel der Arbeitsstelle und die Ausreise erforderlich ist. Dadurch entstand ein System der Zwangsarbeit, das dazu führte, dass die Bauarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht und harten und gefährlichen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen ausgesetzt sind.
Hausangestellte unterliegen nicht dem Arbeitsgesetz, sind ganz der Willkür ihrer Arbeitgeber überlassen und werden oft missbraucht und ausgebeutet.
Amnesty fordert eine Änderung des Systems und eine Verbesserung der Situation der Arbeitnehmer, den internationalen Standards entsprechend. Fröhliche, bunte Großveranstaltungen wie die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2019 und die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 dürfen nicht auf dem Rücken von Millionen ausgebeuteter Arbeitsmigranten ausgetragen werden!

Der Vortrag endete mit dem Hinweis auf das, was jeder tun kann. Dazu gehört es, entweder selbst Mitglied oder Förderer bei Amnesty zu werden oder sich an Kampagnen oder Online-Petitionen zu beteiligen. Auf jeden Fall kann man sich informieren unter:

www.amnesty.de

www.amnesty-golfstaaten.de